Studie: Abfallbranche erwirtschaftet jährlich neun Millarden Euro Umsatz

Öffentlichkeitsarbeit,  Zahlen + Fakten

Presseaussendung/Medienclippings

Wien, am 27. Jänner 2025 – Die österreichische Abfall- und Ressourcenwirtschaft sammelt, sortiert und verwertet jedes Jahr rund 74 Millionen Tonnen Abfall in 3.500 Anlagen. Die Branche wächst überdurchschnittlich, im 10-Jahres-Vergleich sind die Umsatzerlöse um 80 Prozent gestiegen. Insgesamt löste die österreichische Abfallwirtschaft im Jahr 2024 eine Wirtschaftsleistung von knapp 20 Mrd. Euro aus. Rund 34 Prozent des gesamten Abfalls werden recycelt, bei Siedlungs- bzw. Haushaltsabfällen verzeichnet die österreichische Branche im europäischen Vergleich mit 62 Prozent sogar die zweithöchste Recyclingquote1. Im Jahr 2022 wurden allein durch Recycling knapp 20 Mio. Tonnen Sekundärrohstoffe in den Produktionskreislauf rückgeführt2. Damit Österreich weiterhin einer der Vorreiter in der europäischen Abfallwirtschaft bleibt, braucht es einen Schengenraum für Abfall und einen funktionierenden Markt für Sekundärrohstoffe, sind sich Expert:innen einig. Die Studie des IWI kombiniert eine umfassende Input-Output-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria, die es ermöglicht, neben direkten auch die über Vorleistungen wirkenden, indirekten Impulse sichtbar zu machen, mit Fallstudien und Unternehmensdaten.

Kapazitäten für 210 Millionen Tonnen Abfall

Rund 3000 Unternehmen mit Anlagenkapazitäten von mehr als 210 Mio. Tonnen sorgen für eine funktionierende Abfallwirtschaft in Österreich. Die meisten Betriebe befinden sich in den Bundesländern Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark, 87% der Wirtschaftskraft des Sektors liegt in der Abfallbehandlung. 
Dr. Alexandra Loidl, Vizepräsidentin der Vereinigung Öffentlicher Abfallwirtschaftsbetriebe (VÖA): „Das österreichische Erfolgsmodell beruht auf einer seit Jahrzehnten ausgezeichneten Zusammenarbeit zwischen kommunalen und privaten Betrieben. Mehr als 30.000 Beschäftigte in klimarelevanten Green Jobs sorgen dafür, dass Hausmüll sowie Gewerbe- und Industrieabfall sachgemäß gesammelt und bestmöglich recycelt werden.“

Beitrag zum Klimaschutz: weniger Emissionen, mehr Rohstoffe, Energieerzeugung

Als zentraler Bestandteil der Kreislaufwirtschaft kommt der Branche eine wesentliche Verantwortung zu, Rohstoffe so lange wie möglich im Kreislauf zu halten und die Recyclingziele des Green Deals zu erreichen. Insgesamt werden 62 Prozent aller in Österreich anfallenden Siedlungsabfälle recycelt, besonders hohe Recyclingraten gibt es bei Metall-, Papier- und Glasabfällen. Durch den Einsatz dieser Sekundärmaterialien werden Treibhausgasemissionen deutlich reduziert. Weiters verringerte sich seit 1990 der CO2-Ausstoß der Branche von 4,6 auf 2,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente. Das entspricht einem Rückgang von minus 50 Prozent. Damit ist die Abfall- und Ressourcenwirtschaft jener Sektor mit dem größten Rückgang an Treibhausgasemissionen. Schließlich produziert die Abfallwirtschaft dank thermischer Verwertung Energie aus nicht-recycelbaren Abfällen wie Restmüll und reduziert damit die Abhängigkeit Österreichs im Energiesektor. 

„Weniger CO2-Emissionen, Energiegewinnung aus Abfall und Herstellung recycelter Wertstoffe für Österreichs Wirtschaft: Unsere Branche ist einer der wichtigsten Akteure der Kreislaufwirtschaft und leistet so einen enormen Beitrag zum Klimaschutz“, bestätigt Martin Niederhuber, Präsident des Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverbandes. 

Branche fordert fairen Wettbewerb für Sekundärrohstoffe

Untersucht wurde in der Studie des IWI auch die wirtschaftliche Vernetzung der Abfallwirtschaft. Eine hohe Wertschöpfung wird dank der Technologielieferanten erreicht, die z.B. benötigte IT und KI, Sammelfahrzeuge sowie Maschinen und Lösungen für das Recycling liefern. Österreich zählt zu den EU-Top 5 Nationen bei Patentanmeldungen mit abfallwirtschaftlichem Bezug, seit 2017 wurden 110 FFG-Projekte gestartet, die Hälfte davon beschäftigen sich mit Recycling. Allein im Jahr 2024 investierte die Abfallwirtschaft mehr als 600 Mio. Euro, vor allem in neue Anlagen. Damit Österreich weiterhin zu den Vorreitern der europäischen Abfallwirtschaft zählt, fordert die Branche, dass Abfall grundsätzlich dem freien Warenverkehr unterliegen soll.

Andreas Opelt, Vizepräsident des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe, erklärt: „Dank Investitionen in effiziente Technologien können wir Wertstoffe in höchster Qualität aus Recyclingprozessen gewinnen. Abfall ist eine wertvolle Ressource und sollte dem freien Warenverkehr unterliegen. Ein ‚Schengenraum‘ für Abfall und Rezyklate ist notwendig, um einen fairen Wettbewerb mit primären Rohstoffen zu gewährleisten.“ Die Branche fordert seit Jahren verbesserte Rahmenbedingungen sowie Mindesteinsatzquoten für recycelte Wertstoffe, um Wettbewerbsnachteile gegenüber primären Rohstoffen auszugleichen. Derzeit verteuern ein hoher administrativer Aufwand, diverse Nachweispflichten sowie aufwendige Vorgaben zu Transport Sekundärrohstoffe gegenüber Primärrohstoffen.
 
Abfallbranche sichert 75.000 Arbeitsplätze

Insgesamt löste die Abfallwirtschaft 2024 eine gesamtwirtschaftliche Leistung in der Höhe von 19,45 Mrd. Euro aus. Den Beitrag zum heimischen BIP beziffert die IWI-Studie mit 6,64 Mrd. Euro. So sichert die Abfallwirtschaft indirekt mehr als 75.000 Arbeitsplätze. Zu den Abnehmerbranchen zählen das Grundstücks- und Wohnungswesen (50% der Güterwerte) sowie die recyclingaffinen Produktionsbereiche der Metallindustrie (8%) bzw. papiererzeugenden und verarbeitenden Industrie (3%). Im EU-Vergleich verzeichnet die Branche, gemessen an der Bevölkerungsdichte, eine überdurchschnittliche Wirtschaftskraft. Schon heute ist Österreich auf gutem Weg, die EU-Recyclingziele zu erreichen, so bei Siedlungsabfällen (62%, Ziel 55% bis 2025) und der Deponierungsquote (1,8%, Ziel unter 10% bis 2035), Aufholbedarf gibt es bei der Recyclingquote von Kunststoff-Verpackungen (25%, Ziel 50% bis 2025). 

Harald Höpperger, Obmann des Fachverbandes Entsorgungs- und Ressourcenmanagement (FVERM) der WKO: „Die Abfallwirtschaft ist ein Vorzeigemodell einer Branche, die wirtschaftliche Effizienz mit ökologischer Verantwortung vereint. Durch die Produktion recycelter Wertstoffe schonen wir wichtige Ressourcen und verringern zugleich die Abhängigkeit von importierten Primärrohstoffen.“

Fotos der Pressekonferenz sind unter folgendem Link verfügbar: https://www.apa-fotoservice.at/galerie/39021

Infografik Studie Abfallwirtschaft


Über den ÖWAV
Der Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) vertritt seit 1909 die Gesamtheit der Wasser- und Abfallwirtschaft in Österreich. Als gemeinnütziger Verein setzt er sich mit seinen über 3.000 Mitgliedsorganisationen für die Erreichung der nachhaltigen Ziele auf nationaler und internationaler Ebene ein. Zu den wesentlichsten Aufgaben des Verbandes zählen die Erstellung des ÖWAV-Regelwerks durch Arbeitsausschüsse, an den Bedürfnissen der Praxis orientierte Aus- und Weiterbildungsangebote sowie Informations- und Öffentlichkeitsarbeit. Mehr Infos: www.oewav.at

Über den VOEB
Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) ist die freiwillige Interessensvertretung der kommerziell geführten Abfall- und Ressourcenwirtschaftsunternehmen in Österreich. Der Verband vertritt derzeit über 260 Mitgliedsunternehmen und repräsentiert somit zwei Drittel – gemessen am Umsatz bzw. an den Beschäftigten – der privaten österreichischen Abfallwirtschaftsbetriebe. Insgesamt beschäftigt die Abfallbranche in ihren 3.300 privaten und kommunalen Betrieben mehr als 31.000 Mitarbeiter:innen. Die Unternehmen der Abfall- und Ressourcenbranche sammeln, sortieren und verwerten jährlich 74 Mio. Tonnen Abfall und erwirtschaften dabei Umsätze in der Größenordnung von 9 Mrd. Euro pro Jahr. Mehr Infos: www.voeb.at 

Über die VÖA 
Die VÖA – Vereinigung öffentlicher Abfallwirtschaftsbetriebe ist die Interessensvertretung der kommunalen Entsorgungsbetriebe in Österreich und verfügt derzeit über 35 Mitglieder. Dahinter stehen kommunale Betriebe, die rund 6.000 Arbeitsplätze sichern und mit all ihren verschiedenen Dienstleistungen insgesamt 5,7 Millionen Österreicherinnen und Österreicher versorgen und dafür mehr als eine Mrd. EUR einsetzen. Sie alle sind der Daseinsvorsorge verpflichtet und unterliegen dem Vergaberecht und der öffentlichen Kontrolle wie etwa durch den Rechnungshof. Mehr Infos: www.voea.org 

Über den FVERM
Der Fachverband Entsorgungs- und Ressourcenmanagement ist die in der Wirtschaftskammer Österreich eingebettete gesetzliche Interessensvertretung der Abfallwirtschaft. Der Fachverband verzeichnet 7.749 Mitgliedschaften und wurde wegen der aus ökologischer und ökonomischer Sicht besonderen Bedeutung im Jahr 2000 gegründet. Die Aufgaben der Unternehmen umfassen die Sammlung, Behandlung und (Wieder-)Verwertung von flüssigen und festen Abfällen jedweder Art, die Reinhaltung und Wartung von Verkehrsflächen sowie die Erfassung und Aufbereitung von Abwasser. Ebenso zählen die Schneeräumung sowie die Entrümpelung als auch das Reinigen von Kanälen und Kläranlagen zu den Tätigkeitsbereichen der vom Fachverband vertretenen Unternehmen. 
Mehr Infos: www.wir-entsorger.at

Über das IWI
Das Industriewissenschaftliche Institut betreibt – als nicht gewinnorientierter Verein – seit 1986 Forschung an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis. Das IWI hat seinen Sitz in Wien und wird von namhaften Hochschulforschern, Interessensvertretungen und Unternehmen getragen. Der Schwerpunkt der Analysen und Forschungsprojekte liegt in der österreichischen Wirtschaft und ihren internationalen Vernetzungen. Mehr Infos: www.iwi.ac.at 

Rückfragen:
Vanessa Salzer
Ecker & Partner Öffentlichkeitsarbeit und Public Affairs GmbH
Tel.: +43 699 159 090 93
E-Mail: v.salzer(at)eup.at

1 Siehe https://de.euronews.com/green/2023/10/18/europa-welches-land-ist-recycling-meister, „Recycling Rate of municipal waste 2021”
2 Quelle: Österreichische Materialflussrechnung / Statistik Austria

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