Presseaussendung/Medienclippings
Die Energie- und Mobilitätswende bringt eine Vielzahl neuer Produkte, Technologien und Materialien hervor, die mittels ausreichender Rohstoffverfügbarkeit produziert sowie am Ende ihres Lebenszyklus als Altstoffe behandelt werden müssen: Von Photovoltaik-Modulen über Windkraftanlagen bis zu Lithium-Ionen-Batterien und Elektrolyseuren – die ersten PV-Module erreichen bereits das Ende ihrer Lebensdauer, zahlreiche Windparks werden repowered, die Entsorgungsmengen steigen.
Diese Abfälle sind zentrale Rohstoffquellen von morgen und österreichische Innovationen aus Industrie und Abfallwirtschaft federführend bei der ressourcenschonenden Wiederverwendung und Wiederverwertung von Sekundärmaterialien. Anlässlich des Fachdialoges „Future Waste, Waste Future“ beleuchteten Vertreterinnen und Vertreter aus Österreichs Industrie und Abfallwirtschaft die zahlreichen Herausforderungen dieser neuen Abfallströme und formulierten zentrale Forderungen an die Politik. Der Austausch fand auf Einladung des Verbands österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) und der Industriellenvereinigung (IV) im Haus der Industrie statt.
Future Waste – Abfälle von heute sind die Sekundärrohstoffe von morgen
2050 werden bereits rund 64.000 Tonnen recycelbare PV-Module und bis zu 7,4 Mio. Tonnen Abfall aus verbauten Windkraftanlagen erwartet1. Die Wiederverwertung wertvoller Materialien wie Silizium, Lithium, Kupfer, Silber, Verbundwerkstoffe uvm. erfordert innovative Lösungen. Österreich steht hier vor der Aufgabe, Recyclinganlagen für „Future Waste“ zu etablieren. Ziel ist es, wertvolle Rohstoffe effizient im Kreislauf zu halten und Sekundärrohstoffe für die Industrie aufzubereiten, um so nachhaltig den Standort Österreich zu stärken.
„In unserem Future Waste stecken viele kritische Rohstoffe, die von großer Bedeutung für unsere Wirtschaft sind. Mit der Energiewende stehen wir aber vor neuen Herausforderungen im Recycling. Für einige Abfallströme haben wir schon Lösungen, bei anderen sind wir noch im Forschungsbereich.“, erklärt Prof. Roland Pomberger von der Montanuniversität Leoben
Gabriele Jüly, Präsidentin des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB): „Die Abfallwirtschaft beschäftigt sich immer schon intensiv mit potenziellem Future Waste. Seit Jahren bereiten wir uns daher auf das Recycling jener Produkte vor, die mit der Energie- und Mobilitätswende einhergehen. Wir analysieren die Materialzusammensetzung, passen die Sammelinfrastruktur an und investieren in neue Anlagen.“
Nachhaltige Rohstoffpolitik - Weichenstellungen für den heimischen Standort
Rohstoffe sind die Grundlage industrieller Produktion und eine umfassende Rohstoffversorgung mit primären und sekundären Rohstoffen zu wettbewerbsfähigen Preisen somit für den heimischen Standort essenziell. Im Zuge der Dekarbonisierung wird der Rohstoffbedarf in den kommenden Jahren stark zulegen. So rechnet die Internationale Energieagentur etwa bis 2030 mit einer Verdreifachung des Bedarfes an ausgewählten mineralischen Rohstoffen für die Energiewende. Recycling kann hierbei ein zentraler Hebel sein, um einen beträchtlichen Teil (in etwa 25-40%) hiervon zu decken 2.
„Ambitionierte Klimaziele und Ausbaupläne stellen uns vor neue Herausforderungen – der Rohstoffbedarf der Industrie wächst. Es braucht daher sowohl auf der Primärrohstoffebene als auch bei Sekundärrohstoffen ein klares Bekenntnis der Politik, dass Rohstoffpolitik eine wesentliche Säule ist, wenn es um Maßnahmen für eine nachhaltige Zukunft geht. Denn nicht nur im Rahmen der Kreislaufwirtschaft, sondern auch für das Gelingen der Dekarbonisierung ist der verantwortungsvolle Umgang mit Rohstoffen notwendig“, so Dieter Drexel, stv. Bereichsleiter Klima, Infrastruktur, Transport, Ressourcen & Energie in der Industriellenvereinigung.
Abfallwirtschaft sichert Rohstoffe für Wirtschaft
In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte sich die gesamte Abfall- und Ressourcenwirtschaft rasant vom traditionellen Müllentsorger zum modernen Ressourcenmanager. Die Branche ist mittlerweile zu einem der wichtigsten Player zur Umsetzung einer erfolgreichen Kreislaufwirtschaft und Erreichung der EU-Recyclingziele 2030 geworden. In Zeiten von knappen Rohstoffen, volatilen Weltmarktpreisen und dem Wunsch nach regionaler Unabhängigkeit trägt die Branche maßgeblich dazu bei, mittels innovativen Lösungen Abfall im Kreislauf zu halten, durch Recycling wieder zu verwerten und so Sekundärrohstoffe für die Industrie zu produzieren. Dadurch werden Ressourcen geschont und CO2-Emissionen eingespart.
Markt für Sekundärrohstoffe stärken
Um den Einsatz von primären Ressourcen zu verringern, ist ein starker, effizienter Markt für Sekundärrohstoffe - also recycelten Materialien - die wichtigste Rahmenbedingung. Dabei ist die ausreichende Verfügbarkeit von ebendiesen hochqualitativen Sekundärrohstoffen ein zentraler Faktor für das Gelingen der Kreislaufwirtschaft und wesentlicher Bestandteil der fortschreitenden Dekarbonisierung der Industrie. Oftmals sind Sekundärrohstoffe jedoch noch teurer als Ihr Primärpendant. Daher fordern Industrie und Abfallwirtschaft unisono Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Sekundärressourcen.
Auf europäischer Ebene schlussfolgert Mario Draghi in seinem vielbeachteten Report zur Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union, dass es einen Binnenmarkt für Sekundärrohstoffe braucht. Auch der ehemalige Ministerpräsident Letta spricht von einem „Circular Single Market“.
Gabriele Jüly: „Die Abfallwirtschaft leistet durch Sammlung, Recycling & Verwertung einen wesentlichen Beitrag zu Rohstoffunabhängigkeit und Energieversorgung. Aber wir brauchen auch einen funktionierenden Markt für recycelte Materialien. Ein Lösungsansatz wäre die Einführung einer verpflichtenden Quote für den Einsatz von Rezyklaten in der industriellen Produktion. Weiters könnte die öffentliche Beschaffung mit Vorbildwirkung vorangehen und nachhaltige Produkte aus Rezyklaten priorisieren. Auch die Bevölkerung muss mit Informationskampagnen sensibilisiert werden, um die Nachfrage nach recycelten Produkten zu steigern.“
„Österreichs Industrie ist schon heute federführend im Einsatz von Sekundärmaterialien. Um diesen Anteil nachhaltig steigern zu können, gilt es auf nationaler Ebene effizientere Rahmenbedingungen für den Abfalltransport zu schaffen. Die aktuellen Regelungen zur verpflichtenden Verbringung auf Schiene sind nicht praktikabel und verteuern Ressourcen. Auf Europäischer Ebene braucht es entsprechend den jüngsten Berichten einen echten Binnenmarkt für Sekundärmaterialien und damit verbundene Erleichterungen für die grenzüberschreitende Verbringung von Abfällen.“, summiert Dieter Drexel zentrale Forderungen der Industrie.
1 VOEB Presseaussendung (2024)
2 Internationale Energieagentur (IEA): Global Critical Minerals Outlook 2024 & Recycling of Critical Minerals
Über die IV:
Seit mehr als 75 Jahren vertritt die Industriellenvereinigung (IV) erfolgreich in den Ländern, im Bund und in Brüssel die Anliegen der Produktionswirtschaft und der mit ihr verbundenen Sektoren. Ziel der IV ist es den Wirtschaftsstandort Österreich und dessen Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und dadurch Arbeitsplätze und Wohlstand nachhaltig zu sichern. Neben der Tätigkeit als freiwillige und unabhängige Interessensvertretung, versteht sich die IV als Thinktank und Netzwerkknoten der heimischen Industrie. Dabei vertritt die IV die Anliegen ihrer aktuell mehr als 5.000 Mitglieder.
Über den VOEB:
Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) ist die freiwillige Interessensvertretung der kommerziell geführten Abfall- und Ressourcenwirtschaftsunternehmen in Österreich. Der Verband vertritt derzeit über 250 Mitgliedsunternehmen und repräsentiert somit zwei Drittel – gemessen am Umsatz bzw. an den Beschäftigten – der privaten österreichischen Abfallwirtschaftsbetriebe. Die Branche beschäftigt direkt und indirekt ca. 43.000 Mitarbeiter, entsorgt rund zwei Drittel des gesamten in Österreich anfallenden Abfalls in 1.100 High-Tech-Anlagen und erwirtschaftet Umsätze in der Größenordnung von 4 Mrd. Euro pro Jahr.
Rückfragen & Kontakt
Industriellenvereinigung
Marlena Mayer
Pressesprecherin
Telefon: +43 (1) 711 35-2315
E-Mail: marlena.mayer(at)iv.at
Website: https://iv.at/
Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB)
Veronika Wüster
Geschäftsführerin VOEB
Tel.: (01) 713 02 53
E-Mail: wuester(at)voeb.at
Website: www.voeb.at
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