Presseaussendung/Medienclippings
Rohstoffe aus recycelten Materialien werden gegenüber primären Rohstoffen benachteiligt. Die neue Regierung will dem ein Ende setzen und hat im aktuellen Regierungsprogramm mehrere Maßnahmen beschlossen, um eine Gleichstellung von Primär- und Sekundärrohstoffen voranzutreiben. Beim diesjährigen Treffen der Abfall- und Ressourcenwirtschaft in Steyr (Oberösterreich) bekräftigte Umweltminister Norbert Totschnig, Wettbewerbshürden für Rezyklate abschaffen zu wollen. Aktuell produziert die österreichische Abfall- und Ressourcenwirtschaft 20 Millionen Tonnen Sekundärrohstoffe pro Jahr.
Wien, am 19. Mai 2025 – Ein Ziel der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie lautet, die Zirkularitätsrate bis 2030 von derzeit knapp 14 auf 18 Prozent zu erhöhen1. Sie beschreibt den Anteil von Materialien, die im Wirtschaftskreislauf bleiben und wiederverwendet, recycelt oder aufbereitet werden, anstatt als Abfall zu enden. So werden wertvolle Ressourcen geschont und CO2-Emissionen reduziert. Damit das gelingt, will die neue Bundesregierung faire Wettbewerbsbedingungen für Sekundärrohstoffe, also Materialien aus recyceltem Abfall, schaffen. Bei der diesjährigen Hauptversammlung des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) in Steyr, Oberösterreich, begrüßten namhafte Expert:innen aus Politik, Industrie und Forschung das Vorhaben der neuen Bundesregierung.
Wettbewerbsnachteile für Sekundärrohstoffe abschaffen
Zu den geplanten Maßnahmen gehören die Abschaffung von administrativen Hürden beim Transport von Altstoffen und Rezyklaten, die Vereinfachung von Vorschriften für die Abfallverbringung sowie eine Reform von veralteten Gesetzen und Vorschriften, die zirkuläre Geschäftsmodelle behindern. Bundesminister Totschnig bestätigt: „Unser Ziel ist, die Diskriminierung von recycelten Materialien gegenüber Primärrohstoffen zu beenden. Wir brauchen einen fairen Wettbewerb, dafür müssen wir die Weichen stellen. So werden Rezyklate konkurrenzfähiger und der Standort Österreich gestärkt.“ Der Ausbau eines europaweiten, effizienten Marktes für Sekundärrohstoffe soll mittel- bis langfristig die Abhängigkeit von Rohstoffimporten sowie vulnerablen Lieferketten reduzieren.
Nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit
Dass eine effiziente Kreislaufwirtschaft auch eine wichtige Rolle bei der Sanierung der Staatsfinanzen spielt, bestätigte Christoph Badelt, Präsident des Fiskalrats. Denn langfristiges Wirtschaftswachstum sei mit nachhaltiger Wettbewerbsfähigkeit eng verknüpft, und diese beruhe unter anderem auf die Einhaltung ökologischer Kriterien wie ein verbesserter Ressourceneinsatz und die Verringerung des materiellen Fußabdruckes. Anders gesagt: Kreislaufwirtschaft steigert nicht nur den Wohlstand der Bevölkerung, sondern hilft auch, die aktuellen finanzpolitischen Probleme leichter zu lösen.
3.500 Anlagen verwerten 74 Mio. Tonnen Abfall
Gabriele Jüly, Präsidentin des VOEB: „Diese Maßnahmen werden nicht nur unsere Ressourcen schonen, sondern auch klare Vorteile für die österreichische Industrie und den Wirtschaftsstandort Österreich bringen. Unsere Betriebe sind in im EU-Vergleich Recycling-Vorreiter und sollen es auch in Zukunft bleiben.“ Die österreichische Abfall- und Ressourcenwirtschaft sammelt, sortiert und verwertet jedes Jahr rund 74 Millionen Tonnen Abfall in 3.500 Anlagen. Die Branche wächst überdurchschnittlich, im 10-Jahres-Vergleich sind die Umsatzerlöse um 80 Prozent gestiegen. Insgesamt löste die österreichische Abfallwirtschaft im Jahr 2024 eine Wirtschaftsleistung von knapp 20 Milliarden Euro aus. Sie trägt durch die Verwertung von Sekundärrohstoffen im Ausmaß von 20 Millionen Tonnen pro Jahr wesentlich zum Erfolg der österreichischen Kreislaufwirtschaft bei2.
Auch Sekundärrohstoffe brauchen Rechte
Insgesamt beträgt die inländische Rohstoffentnahme 124 Millionen Tonnen pro Jahr, so Berechnungen der Montanuniversität Leoben3. Derzeit sind davon nur 16 Prozent aus recyceltem Abfall. Prof. Roland Pomberger, Leiter des Lehrstuhls für Abfallwirtschaft: „Das Potenzial ist deutlich höher. Wir müssen es nützen, denn unsere Ressourcen werden immer knapper, während wir immer mehr Rohstoffe brauchen. Es ist höchste Zeit, dass die rechtlichen und administrativen Hürden wegfallen, die die Kreislaufführung von Sekundärrohstoffen behindern.“
Austausch und wertvolle Impulse
Auftakt zur dreitägigen Jahrestagung mit mehr als 300 Teilnehmer:innen bildete das YOUNG VOEB Treffen im BMW Motorenwerk Steyr sowie ein Festempfang im Schloss Lamberg. Spannende Einblicke in die Welt der Spezialfahrzeugproduktion bot zudem eine Werksführung bei Steyr Automotive. Das Unternehmen produziert Spezialaufbauten für die Abfallsammlung sowie Straßenreinigung in Steyr. Wertvolle Impulse für zukünftige Entwicklungen wurden bei der Hauptversammlung der Abfall- und Ressourcenwirtschaft von zahlreichen Vertreter:innen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft gesetzt: Verena Ehold (Geschäftsführerin Umweltbundesamt), Herwig W. Schneider (Geschäftsführer Industriewissenschaftliches Institut), Anja Siegesmund (Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft) und Herwart Wilms (Designierter Präsident FEAD - European Waste Management Association).
1 Quelle: Ressourcennutzung in Österreich, Band 4, S.85 und S.88 https://www.bmimi.gv.at/themen/klima_umwelt/nachhaltigkeit/ressourceneffizienz/publikationen/bericht2024.html
2 Quelle: Branchenbild Abfallwirtschaft, Studie des Industriewissenschaftliches Institut (IWI) https://www.voeb.at/fileadmin/user_upload/voeeb.at/Intern/2025/Branchenbild_Abfallwirtschaft_ZF_Bericht_IWI_-_OEWAV-VOEA-VOEB-WKO_2025.pdf
3 Quelle: Die Rolle der Abfallwirtschaft in der Kreislaufwirtschaft, S.8 https://www.oewav.at/Publikationen?current=547948&mode=form
Über den VOEB:
Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) ist die freiwillige Interessensvertretung der kommerziell geführten Abfall- und Ressourcenwirtschaftsunternehmen in Österreich. Der Verband vertritt derzeit über 260 Mitgliedsunternehmen und repräsentiert somit zwei Drittel – gemessen am Umsatz bzw. an den Beschäftigten – der privaten österreichischen Abfallwirtschaftsbetriebe. Insgesamt beschäftigt die Abfallbranche in ihren 3.300 privaten und kommunalen Betrieben mehr als 31.000 Mitarbeiter:innen. Die Unternehmen der Abfall- und Ressourcenbranche sammeln, sortieren und verwerten jährlich 74 Mio. Tonnen Abfall und erwirtschaften dabei Umsätze in der Größenordnung von 9 Mrd. Euro pro Jahr.
Rückfragen:
Veronika Wüster - Geschäftsführerin VOEB
Tel.: +43 1 713 02 53
E-Mail: wuester(at)voeb.at
Website: www.voeb.at